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Zisterzienserstift Zwettl#

Stift Zwettl mit Kamp-Brücke, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Das Zisterzienserstift Zwettl verdankt seine Gründung dem Ministerialengeschlecht der Kuenringer. Sie waren wesentlich an der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Landes Niederösterreich, besonders des Waldviertels, beteiligt. Hadmar I. erbaute die Stammburg Kühnring in der heutigen Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring und gründete 1138 mit Stift Zwettl das drittälteste Zisterzienserkloster der Welt. Einige Angehörige des Geschlechtes fanden hier ihre letzte Ruhestätte, der Kuenringer-Stammbaum ist hinter dem Hochaltar zu sehen.





Die Gründungslegende

Stift Zwettl, Kapitelsaal, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Die Chronik „Verteutschtes Cistercium Bis-Tertium ... Prag 1708“ erzählt: Es „erschien ihm in solchem tiefen Nachsinnen am Fest des heiligen Silvester in der Nacht die Mutter Gottes . Sie befahl ihm, er solle mit Hermann, dem ersten Abt, sich in den nächsten Wald verfügen und an dem Orte, wo sie einen grünen und zugleich fruchttragenden Baum finden würden, das neue Kloster anlegen. Der fromme Gründer erzählte folgenden Tages diese Vision dem erwähnten Abt Hermann, welcher sich hierüber nicht wenig freute und meldete, dass er selbst in seiner nach der Mette gehaltenen Meditation, eben am Neujahrstag Anno 1139, eine gleichartige Erscheinung gehabt hätte. Sie ritten noch am selben Tag gegen den Kampfluß in den Wald und fanden endlich nach langem Umherreiten unter den mit Schnee durchgehend bedeckten und vom Laub gänzlich entblößten Bäumen einen schönen, grünen und fruchttragenden Eichenbaum, dessen Wipfel einem Kreuz zu gleichen schien. Woselbst sie mit herzlichem Vergnügen sofort nach der nötigen Rodung das Kloster und die Kirche zu bauen angefangen und den hohen Altar zum ewigen Andenken an diese wunderbare Begebenheit eben an denselben Platz gesetzt haben, wo der grünende Eichenbaum gestanden. Der Stifter soll hernach dem neuen Stift so viel des umliegenden Grundes gewidmet haben, wie er in Begleitung des Abtes Hermann in einem Tag umreiten konnte.“

Eine der wichtigsten Handschriften, in der auch die Legende niedergeschrieben wurde, ist das Zwettler Stiftungsbuch, die „Bärenhaut“ – so genannt, weil der Einband von einem „Saubären“ (Eber) stammt. Seit 1311 ist das Kloster im Besitz dieser bedeutenden Handschrift. Im Hochaltar findet die Legende ihre Fortsetzung ohne Worte: Der Eichenbaum mit dem gekreuzigten Jesus ist umgeben von einem Strahlenkranz, wo einst die grünende Eiche im Winter stand.

Von der Romanik zur Gotik

Stift Zwettl, Kreuzgang, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Stift Zwettl, Brunnenhaus, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Die erste Stiftskirche wurde am 18. September 1159 geweiht. Wie alle Klöster aus dieser Zeit bestand die Anlage aus dem Kapitelsaal, der als Versammlungs-, Besprechungs- und Abstimmungsraum diente, einer Schreibstube (Scriptorium), einer Küche, einem Schlafsaal (Dormitorium) und einer Latrinenanlage (Necessarium). Vom ehemaligen romanischen Bau ist fast nichts erhalten, jedoch einige Teile im frühgotischen Stil. Der berühmte romanisch-gotische Kreuzgang mit dem Brunnenhaus entstand im frühen 13. Jahrhundert Die Schatzkammer bewahrt ein berühmtes Reliquienkreuz und eine Madonna aus Elfenbein.



Stiftskirche Zwettl, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

1343 nahm die neuere Baugeschichte der Stiftskirche, mit der Errichtung eines gotischen Chors, ihren Anfang. Doch schon fünf Jahre später brach die Pest über Europa herein – und auch Österreich blieb nicht davor verschont, so mussten die Bauarbeiten eingestellt werden. Vorsichtig geschätzt fielen rund 30 Prozent der Bevölkerung europaweit dem Schwarzen Tod zum Opfer. 1360 wurde unter Abt Otto II. Grillo weitergebaut. Es dauerte fast ein Vierteljahrhundert, bis der neue Hochaltar 1383 eingeweiht werden konnte, was der Abt aber nicht mehr erlebte.

Die Hussitenkriege, die 1419 begannen, dauerten mehr als zwei Jahrzehnte. 1427 wurde die Stadt Zwettl dreimal belagert. Das nahe gelegene Kloster blieb nicht verschont. Die Mönche konnten einiges in Sicherheit bringen, was sie auf der Burg Lichtenfels, die etwa 17 Kilometer entfernt, auf einem bewaldeten Felskopf stand, versteckten. Ein Entsatzheer, zusammengestellt von Herzog Albrecht V., schlug die Hussiten in die Flucht – woran ein Gedenkstein am Südhang des Weinberges erinnert. Die Kirche war nicht zu retten. Ausgebrannt und vollkommen zerstört, wurde sie im spätgotischen Stil erneuert. Zum Schutz des Klosters entstand eine Ringmauer, von der zwei Rundtürme im Prälatengarten und an der alten Sakristei zu sehen sind. Erst Ende des 15. Jahrhunderts konnte mit der Instandsetzung der Gebäude begonnen und ehemals verpfändete Güter konnten wieder eingelöst werden.

Unruhige Zeiten im 16. und 17. Jahrhundert

Kaum hatte man die Hussitenkriege und die Instandsetzung des Klosters bewältigt, begannen die Türkenkriege und die schwerwiegenden Zeiten der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges. 1561 fanden sich nur noch drei Brüder und zwei Novizen zur Abtwahl ein… Wie in vielen anderen Länder des damaligen Reiches waren zur Zeit der Reformation weite Teile Niederösterreichs protestantisch geworden. Die römisch-katholische Kirche versuchte die Protestanten zurückzudrängen, wobei die Klöster als „Bollwerk“ dienen sollten. Die konfessionellen Konflikte führten zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges – mit dem Aufstand der böhmischen Stände und dem Zweiten Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 als Auslöser. 1645 mussten die Mönche vor den heranrückenden Schweden gemeinsam mit ihrem Abt nach Wien flüchten. Das Stift blieb nicht ungeschont und wurde mehrmals ausgeraubt.

Barocke Blütezeit

Stift Zwettl, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Stift Zwettl, Abteihof, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Doch trotz allem konnte sich das Kloster von den Kriegswirren erholen, wozu vor allem Abt Johann Bernhard Linck (1646-1671) wesentlich beitrug. Zu den großen Werken österreichischer barocker Klostergeschichtsschreibung gehören seine „Annales Austrio- Claravallenses“ wobei er die „Bärenhaut“ als Quelle verwendete. Weiters förderte der historiografisch tätige Linck Wissenschaft, Unterricht und Musik (Sängerknabeninstitut). Die bis zum 19. Jahrhundert bestehende Apotheke wurde durch ihn „unter Zuhilfenahme“ eines Apothekers aus Köln errichtet.


Bibliothek, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

In der Barockzeit erhielt das Stift seine heutige Gestalt. Unter Abt Caspar Bernhard – und vor allem unter Melchior von Zaunagg – wurden Hof und Kirche umgebaut. Die namhaftesten Künstler der Zeit arbeiteten in Zwettl: Josef Munggenast, Paul Troger, Martino Altomonte, Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt), Johann Georg Schmidt (Wiener Schmidt) und Jakob Schletterer. Die Kirche erhielt einen 80 Meter hohen Turm. Neu errichtet wurde die Bibliothek mit dem Freskenzyklus aus der Herkulessage, von Paul Troger. Die Bücher in den Regalen erhielten einheitliche weiße Ledereinbände. Es entstanden die Stiftstaverne und Teile des Konventsgebäudes, ein weiterer Konventtrakt, die sogenannte „Böhmzeile“. Es wurde Rücksicht auf die Erhaltung der alten Substanz genommen und man legte sozusagen das Barocke darüber. Nur das romanische Langhaus der Kirche wurde abgetragen. So wie zu Beginn des 13. Jahrhunderts der romanische Stil mit der Frühgotik eine künstlerische und architektonische Symbiose bildete, gelang zum zweiten Mal eine Symbiose: diesmal zwischen Gotik und Barock.

Stift Zwettl, Chorgestühl, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Stift Zwettl, Chorgestühl, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Kanzel, Chorgestühl, Beichtstühle und mit geschnitzten Köpfen geschmückte Bücherschränke wurden von den Laienbrüder Maleg und Mark erschaffen, die in der Holzbearbeitung ausgebildet waren. Die Seitenaltäre wurden erneuert und die Kirche erhielt zwei neue Orgeln. 1731 vollendete Johann Ignaz Egedacher die Orgel auf der Westempore.

Besondere Freude dürfte der Abt wohl auch an der Gestaltung der Gärten durch den bedeutenden Barockbaumeister Josef Munggenast gehabt haben, der auch das „Sommerstöckl“ im Prälatengarten zum Empfang vornehmer Gäste errichtete, wo heute in den beheizbaren Orangerien exotische Pflanzen überwintern.

1740 erwarb das Stift Zwettl das Schloss Gobelsburg samt der dazugehörigen Grundherrschaft. Und da die Zisterzienser bereits seit dem Mittelalter in Kammern und Weinzierl Weingärten besitzen, entstand auf Gobelsburg eine traditionsreiche Weinproduktion. Rainer Kollmann, der letzte Barockprälat, war nicht nur Vertrauter Kaiserin Maria Theresias, er war auch Generalvikar und Visitator der Österreichischen Zisterzienserprovinz und bekleidete weitere öffentliche Ämter. Aus Anlass seines 50jährigen Professjubiläum komponierte kein Geringerer als Joseph Haydn den „Applausus“, der in der Stiftskirche uraufgeführt wurde. Für die Umgestaltung des Refektoriums verpflichtete Abt Rainer den gefragten Barockmaler Paul Troger für die großformatigen Ölbilder, der damit im Stift Zwettl sein Alterswerk hinterließ: „Das letzte Abendmahl“ und die „Fußwaschung“ füllen die gesamten Schmalseiten des mächtigen Raumes.

Stift Zwettl im 18. und 19. Jahrhundert

Stift Zwettl,Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

Kaiser Joseph II. ließ alle Orden aufheben, die keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben hatten. Zudem wurden Feiertage und Kirchenfeste abgeschafft. Stift Zwettl blieb durch verstärkte Zuwendung zu sozialen Arbeiten von der Aufhebung verschont, verlor aber zehn Meierhöfe.

Das Kloster war im 19. Jahrhundert den sozialen, wirtschaftlichen und technischen Errungenschaften aufgeschlossen. Dies ist vor allem Abt Stephan Rössler (1878-1923) zu verdanken. Es entstand ein Epidemiespital, ein Altersheim für Mönche, das nach ihm benannte Stephaneum im Lindenhof, ein Elektrizitätswerk - die Kirche wurde elektrisch beleuchtet -, eine Volksschule und Brücken zur Verbesserung der Infrastruktur.

Die Aufhebung durch die NS-Herrschaft konnte zwar verhindert werden, doch große Teile der land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen fielen an den Truppenübungsplatz Allentsteig – samt dem baulich ältesten und urkundlich bereits 1210 genannten Landgut Dürnhof.

Schritte in die Zukunft

Stift Zwettl, Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer

1981 zählte die Landesausstellung „Die Kuenringer – Das Werden des Landes Niederösterreich“ im Stift Zwettl fast 400.000 Besucher.

2013, zum 875 Jahr-Jubiläum waren die Innenrestaurierung der Stiftskirche und die Renovierung der Nebengebäude abgeschlossen. Die Kosten von 12 Mio. € wurden vom Land Niederösterreich, der Diözese St. Pölten, dem „Verein der Freunde des Stiftes, Spendenaktionen und Benefizveranstaltungen aufgebracht.

"HLUW" ist die Kurzbezeichnung der Höheren Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft des Zisterzienserstifts Zwettl. Die katholische Privatschule ist eine Berufsbildende Höhere Schule (BHS), die man nach 5 Jahren mit der Matura abschließt. Sie bietet zwei Fachrichtungen, die es in dieser Form nur einmal in Österreich gibt: Umwelt und Wirtschaft, sowie Wasser- und Kommunalwirtschaft. Ihr Motto lautet: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“ (Antoine De Saint-Exupery).


Quelle:
Artikel von Christa und Michael Mössmer, unter Verwendung von Informationen des Stifts Zwettl in: Österreich Journal Nr. 122 / 29. 08. 2013 Österreich Journal
Stift Zwettl

Fotos:
Alle Fotos: Copyright © Stift Zwettl, oesterreichfotos.at, Michael Mössmer


--> Siehe auch: Stift Zwettl